Sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen
Was bedeutet das eigentlich?
Der Zugang zu sauberem Wasser ist für Menschen in Deutschland selbstverständlich. Wenn der Wasserhahn aufgedreht wird, steht Wasser trinkbar und sauber unbegrenzt zur Verfügung. Doch viele Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sauberem Wasser wie etwa in der Provinz Oudomxay im Norden von Laos, wo viele Familien verunreinigtes Flusswasser nutzen, um sich zu versorgen. Das führt dann wiederum zu Durchfällen und anderen Krankheiten. Laut Brot für die Welt waren es 2015 700 Millionen Menschen, die keinen Zugang zu sauberem Wasser besitzen. 2,5 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu einer sanitären Grundversorgung, sodass regelmäßiges Händewaschen mit Seife beispielsweise nicht möglich ist.
Wasser ist aber ein lebenswichtiges Gut, auf das wir angewiesen sind und von dem alles abhängt. Es ist wichtig, um mit Trinkwasser versorgt zu sein, Wäsche zu waschen, sich zu duschen. Aber auch in der Landwirtschaft für den Anbau von Nahrungsmitteln, der industriellen Produktion sowie auch als erneuerbare Energiequelle ist Wasser unabdingbar. Grundsätzlich gibt es weltweit genügend verfügbares Süßwasser. Die Erdoberfläche ist zwar mit 70 Prozent Wasser bedeckt, von dem wir Menschen lediglich auf nur 0,3 Prozent zurückgreifen können (von den 2,5 Prozent Süßwasser ist das meiste in Gletschern oder Eis gebunden). Trotzdem reicht das Wasser theoretisch aus, um die Weltbevölkerung zu versorgen. Das Problem ist aber die ungleiche Verteilung und der unterschiedliche Verbrauch des Wassers. Laut Food and Agriculture Organization oft the United Nations (Quelle) nutzte ein Mensch 2002 in Uganda durchschnittlich 11,5 Liter Wasser pro Tag, in Deutschland 394 Liter und in den USA 1.611 Liter Wasser. Ein hoher Pro-Kopf-Verbrauch und vor allem die zunehmende Verschmutzung des verfügbaren Trinkwassers, beispielsweise durch Düngung der landwirtschaftlichen Flächen mit Pestiziden und Medikamentenrückständen, fördern die ungleiche Wasserverteilung. In manchen Ländern müssen Menschen mit nur 5 Litern Wasser am Tag auskommen. Das führt dazu, dass Menschen in einigen Ländern mit nur 5 Litern Wasser am Tag auskommen müssen. Aber erst bei einer Versorgung mit etwa 50 Litern Wasser pro Mensch und Tag geht die Weltgesundheitsorganisation von nur noch geringen gesundheitlichen Bedenken aus (Quelle). Die gesundheitlichen Folgen bei einem nur unzureichenden Zugang zu sauberem Wasser und Sanitärversorgung sind enorm. Wenn hygienische Bedingungen nicht ausreichend gewährleistet sind, überträgt Wasser auch Krankheiten: Auf freien Wasserflächen wie Seen oder lediglich Pfützen können Stechmücken brüten und Denguefieber oder Malaria übertragen. In verunreinigtem Wasser befinden sich auch oft Keime, die Durchfall und andere Krankheiten wie Typhus oder Cholera übertragen. Mit Durchfallerkrankungen wird das Immunsystem geschwächt und der Körper ist anfälliger für Krankheiten. Davon sind vor allem Kinder betroffen. Weltweit sterben täglich etwa 1.700 Kinder unter fünf Jahren an Durchfallerkrankungen (Quelle). Wenn aus hygienischen Bedingungen Kleinkinder nicht richtig versorgt werden, kann das zu Fehlentwicklungen und Untergewicht führen. Deshalb ist es besonders wichtig, in den ersten 1.000 Tagen im Leben eines Kindes eine Sanitärversorgung zu gewährleisten. (SDG 3)
Auch der Klimawandel verstärkt die ungleiche Verteilung von Wasser. Mit jedem Grad mehr durch industriell bedingten Klimawandel absorbiert die Atmosphäre 7 Prozent mehr Feuchtigkeit vom Boden, sodass das Wasser einfach aufsteigt und die Niederschläge konzentrierter werden oder andere Naturkatastrophen wie Dürren häufiger vorkommen (Quelle: Jeremy Rifkin, Ökonom und Vorsitzender der „Foundation on Economic Trends“ im Film Tomorrow. Die Welt ist voller Lösungen). Vor allem im Jahr 2013 gab es beispielsweise in Deutschland extreme Überschwemmungen durch mehrere Tage anhaltenden Starkregen. Städte wie Passau, Hannover oder Chemnitz waren besonders schlimm betroffen und die Innenstädte meterhoch überschwemmt. In Somalia, Kenia oder Dschibuti herrscht dagegen eine extreme Dürre. Seit 3 Jahren bleibt der notwendige Regen in der ostafrikanischen Region aus bzw. ist viel zu gering, um die Ernährung und die Wasserversorgung für die einheimische Bevölkerung sicherzustellen. Die Felder liegen brach, das letzte Saatgut ist verbraucht, die Wasserstellen versiegen und tausende Tiere verenden. Unter anderem deshalb verlassen die Menschen ihre Heimat.
Kinder, die krank sind, können nicht zur Schule gehen. Laut den Vereinten Nationen gehen dadurch jedes Jahr 443 Millionen Schultage verloren. Das SDG 6 ist deshalb eng mit Bildung (SDG 4) verbunden. Laut Brot für die Welt sind traditionell überwiegend Frauen für die Versorgung der Familien mit Trinkwasser und die Nahrungszubereitung verantwortlich. Besonders der Mangel an Toiletten ist für sie problematischer als für Männer. Oftmals werden sie diskriminiert und dürfen nicht mitbestimmen, wie Wasser- und Sanitärversorgung geschaffen und ver waltet werden. Frauen sollten demnach zur Selbstbestimmung befähigt werden (SDG 5). Mit Wasser wird auch Energie erzeugt und diese wiederum genutzt, um verunreinigtes Wasser wieder aufzubereiten oder um es durch Leitungen zu den Verbrauchern zu pumpen. Erneuerbare Energie (SDG 7) hängt also ebenfalls mit dem SDG 6 zusammen.
Wasser- und Sanitärversorgung, eine Definition
Während für viele Menschen der Zugang zu sauberem Wasser und Sanitärversorgung selbstverständlich ist, bleibt er anderen verwehrt. Deshalb haben die Vereinten Nationen im Jahr 2010 in der Resolution 64/292 das „Recht auf Wasser und Sanitärversorgung“ als Menschenrecht festgeschrieben. Die Staaten, die diese Resolution eingebracht haben, sind sich einig, dass zu einem angemessenen Lebensstandard das Recht auf sanitäre Einrichtungen und den Zugang zu sauberem Wasser zählen. Dieses Menschenrecht bezieht sich auch auf andere Rechte und ist zum Teil Voraussetzung unter anderem für das Menschenrecht auf Leben, das Recht auf Nahrung und Schutz vor Hunger sowie das Recht auf Gesundheit und körperliche Unversehrtheit.
Um dieses Menschenrecht tatsächlich umzusetzen – leider ist es nicht rechtlich bindend für die Staaten – werden finanzielle Mittel, technisches Wissen und die gegenseitigen Anstrengungen und Unterstützung aller Staaten benötigt. Das sieht auch das Unterziel 6.a „internationale Zusammenarbeit und die Unterstützung der Entwicklungsländer beim Kapazitätsausbau“ vor. Dahingehend gibt es schon einige Projekte in den verschiedensten Ländern, die den Zugang zu Wasser erleichtern bzw. gewährleisten.
Ein Beispiel: Äthiopien in Ostafrika ist eines der trockensten Länder der Welt. Immer wieder ist das Land von Dürren gezeichnet. Jeder Dritte hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und bezieht Wasser aus offenen Tümpeln. Deshalb wurden dort gemeinsam mit UNICEF Tiefbrunnen gebohrt und mit Rohrleitungssystemen die Menschen mit sicherem Trinkwasser versorgt.
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Ein anderes Beispiel: In Bangladesch ist das Wasser oft mit Arsen verseucht, das aus natürlichen geologischen Prozessen stammt. Das Gift kommt in den Gesteinsschichten vor und gelangt durch das Trinkwasser an die Oberfläche. In Bangladesch nutzen 22 Millionen Menschen mit Arsen vergiftetes Wasser. Jedes Jahr sterben 70.000 daran. Schon Babys im Mutterleib sind durch Arsen bedroht. Deshalb werden dort Tiefbrunnen mit bis zu 250 Meter Tiefe gebohrt, um unterhalb der Gesteinsschichten das Wasser zu fördern.
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